Gestern habe ich wieder einmal ein Brot mit Sauerteig gebacken. Das ist eine meiner Leidenschaften, die ich schon seit vielen Jahren pflege. Als ich im Jahr 2005 in Bologna studiert habe, habe ich mir dort eine Schüssel gekauft. Diese Schüssel sollte ein passender Platz für den Ansatz und den Teigling sein.
Genau das war sie auch: Zwölf Jahre lang war diese Schüssel ein guter Platz für meine Brote aus Roggenmehl, Dinkel und Weizen. Es waren verschiedene Mehltypen und ganz unterschiedliche Ausmahlungsgrade dabei. Manche Brote habe ich mit Brotgewürzen, Samen und Nüssen aromatisiert. Andere hatten den ursprünglichen Geschmack des Sauerteigs.
Gestern ist diese Schüssel kaputt gegangen. Offenbar wurden in den letzten 12 Jahren durch den Kontakt mit dem sauren Teig die Weichmacher aus dem Material gezogen. Gestern ist sie zerbrochen. Ich wollte sie gerade wieder von den getrockneten Teigresten befreien und Platz für einen neuen Brotansatz schaffen – dabei ist sie zerbrochen.
Dabei ist mir wieder einmal bewusst geworden, dass wir den Wert von Dingen doch sehr unterschiedlich einschätzen. Diese Schüssel war eine sehr einfache Schüssel aus Plastik. Und dennoch hat sie mir sehr viel bedeutet. Sie war der Platz für meine besten Brote. Sie hat mich seit 12 Jahren begleitet.
Der Wert von Dingen entsteht nicht über ihren materiellen Wert, sondern durch die Bedeutung, die wir diesen Dingen geben. Die Bedeutung, die ein Gegenstand für uns hat, können wir ihm nur über unser Tun geben. Jedes Mal, wenn wir einen Gegenstand benutzen, steigt seine Bedeutung für uns. Diese Bedeutung können wir ihm nur über unser Handeln geben. Ein Buch, das ich besitze, erhält seinen Wert nur dadurch, dass ich es lese. Das Küchengerät, was in der Abstellkammer verstaubt, erhält seinen Wert darüber, dass ich es benutze.
Für die Dinge, die wir nicht benutzen, bleibt daher nur der materielle Wert – oder der Balast für unsere Seele.
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