Ich war kürzlich für ein paar Tage in den Bergen. Ich liebe die Berge. Im Sommer wie im Winter. Da ich aus Berlin komme und hier groß geworden bin, ist die Bergwelt für mich als Großstadtkind etwas Besonderes und etwas, was ganz anders ist als mein Alltag. In den Tagen, die ich zuletzt in der Nähe der Zugspitze verbracht habe, ist mir bewusst geworden, was wir von den Bergen lernen können.
Bei meinen Wanderungen durch die sommerliche Berglandschaft, bin ich an einigen Karten vorbeigekommen. Es gab am Wegesrand Karten für die Winter- und für die Sommerzeit. Und egal, welches Wetter ist und welche Jahreszeit und wie viele Menschen auf den Bergen unterwegs sind – und auch unabhängig davon, was diese Menschen dort treiben: Die Berge bleiben immer gleich. Naja, bis auf die Verkarstungen und Erosionen, die im Laufe der Jahre ihre Spuren hinterlassen und natürlich auch zu einer Veränderung der Berge führen. Aber grundsätzlich bleiben die Berge stabil. Die Richtung, in die sie schauen, bleibt gleich. Ihr Innerstes verändert sich nicht – unabhängig ob es an der Oberfläche gewittert, stürmt, schneit oder die Sonne scheint.
Wenn wir dieses Bild nun mit uns selbst, als Menschen, vergleichen, wird für mich ganz deutlich sichtbar, dass auch unsere Gefühle, Stimmungen und Emotionen wie das Wetter auf den Bergen ist. Es ist faktisch vorhanden und es wühlt uns in dem Moment, wo wir große Gefühle haben, auch sehr stark auf. Eben wie der Wind, der stürmisch durch die Wipfel der Nadelbäume fegt oder sich eisig-schneidend im Gesicht zieht. Das Innere bleibt jedoch unverändert. Das Wetter geht vorbei. Am nächsten Tag oder in ein paar Stunden sieht es wieder ganz anders aus. Die Sonne scheint oder der Regen hört plötzlich auf. Und es bleibt zurück: Der Berg wie er war. Oder die eigene Person, wie sie war.
Die Gefühle, Stimmungen und alles was uns vielleicht in diesem Moment aufwühlt, geht vorbei. Auch wenn es sich noch so groß anfühlt im Moment. Es geht vorbei. Und auch wenn es vorbei geht, kann es durchaus sinnvoll sein einmal zu betrachten, was dort genau passiert. Mit großer Achtsamkeit zu beobachten, welche Gefühle es genau sind und welche Körperempfindungen damit verbunden sind. Jetzt in diesem Moment. Und dann diese Gefühle ziehen lassen. Mit Dankbarkeit ziehen lassen. Dankbar sein für die großen Gefühle, die Erfahrungen die man machen durfte. Mit der Gewissheit, dass die Gefühle zwar da sind, im Moment, dass die Person dahinter jedoch stabil bleibt.