Für mich hat das Thema Achtsamkeit auch damit zu tun, einmal über den eigenen Tellerrand zu schauen. Ich liebe es, die „eigene Brille“ abzusetzen und einmal die Perspektive eines Anderen zu übernehmen. Allerdings habe ich auch festgestellt, dass das manchmal gar nicht so leicht ist, genau diesen Perspektivwechsel umzusetzen. Ich kenne kaum jemanden, dem es in jeder Situation immer und ausnahmslos gelingt, z.B. ruhig und gelassen zu reagieren. Oder in einer Situation, wo man sich durch seinen Gesprächspartner angegriffen oder verletzt fühlt, sofort den Perspektivwechsel hinzubekommen und damit die Situation zu entspannen.
Möglichkeiten für mehr und besseren Kontakt mit sich selbst
Ein guter Weg besser und schneller mit sich und den eigenen Gefühlen in Kontakt zu kommen, scheinen mir Übungen aus dem Kreis der Achtsamkeit zu sein. Durch das Training im Alltag, bemerke ich meine Stimmungen und Emotionen schneller und kann auch schneller den Zusammenhang zwischen bestimmten Gedanken und Gefühlen herausfiltern. Habe ich erstmal den Zusammenhang erkannt, ist es viel leichter genau diesen Auslöser auszuschalten und seltener in solche Situationen zu kommen bzw. diese Situationen nicht mehr so intensiv zu erleben. Dafür brauche ich aber erstmal mehr Körperwahrnehmung – und diese erreiche ich über die Methoden der Achtsamkeit und der Entspannung. Letztlich ist ja jede Form der Entspannungstechniken eine Methode zum Training von Achtsamkeit. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, wenn bei den Übungen des Autogenes Trainings oder der Progressiven Muskelrelaxation, Gefühle auftauchen, die Raum bekommen wollen.
In den Kursen und Trainings freue ich mich immer, wenn jemand über Bilder berichtet, die ihm während der Übung gekommen sind. Letztlich sind es ja genau unsere Gefühle, die uns den Weg zu unseren Kernthemen zeigen. Dann liegt es an uns, was wir mit diesen Gefühlen und diesen Signalen des Körpers machen.
Techniken, die mir auf meinem Weg geholfen haben
Mir haben auf meinem Weg zu unterschiedlichen Zeiten ganz verschiedene Techniken geholfen, meine Emotionen zu erkennen und mit ihnen umzugehen. Die Progressive Muskelrelaxation war für mich ein einfacher, sehr körperorientierter Einstieg in die Welt der Entspannung, der ich damals, in 2007, nicht wirklich viel abgewinnen konnte. Wofür braucht man schon Entspannung, wenn ein Projekt das nächste jagt? Später habe ich mich mit weiteren körperorientierten Verfahren beschäftig. Heutzutage hilft mir Autogenes Training sehr viel oder einfach das stille Sitzen bei der Achtsamkeitsmeditation. Aber der Weg dorthin war ein langer Prozess.
Inzwischen bin ich – jedenfalls in den meisten Situationen – an dem Punkt, dass ich meine Emotionen, aber auch andere Signale meines Körpers wie z.B. Schmerzen sehr achtsam beobachte und versuche aus unterschiedlichen Perspektiven wahrzunehmen. Das gelingt mir mal besser – mal schlechter. Sicherlich gibt es auch bei mir Themen, denen ich nicht so viel Gutes abgewinnen kann, wie anderen… Aber das gehört für mich inzwischen auch dazu.