Bei „Du fragst – ich antworte.“ kannst du mir Fragen stellen, die ich dann per E-Mail und auch im Blog beantworte.
Hier kannst du deine Frage stellen.
In diesem Zusammenhang hat mich in dieser Woche wieder eine spannende Frage erreicht, die ich gern auch hier beantworten möchte: Wann macht es noch Sinn für etwas zu kämpfen? Soll ich mir ungerechtes Verhalten gefallen lassen – oder dagegen ankämpfen?
Es ist eine Frage, die ich mir im Laufe des Lebens auch schon häufiger gestellt habe, daher denke ich, dass sie auch für dich interessant ist. Für mich ist es im Kern eine Frage nach dem eigenen Energiehaushalt: Habe ich ausreichend Energie, um mich auf diesen Konflikt einzulassen? Manchmal sind wir im Moment einfach zu erschöpft, um diesem Konflikt zu begegnen. Dann kann es gut sein, wenn wir erstmal etwas Kraft tanken und uns dann dem Konflikt stellen. Es wäre sonst ziemlich selbstzerstörerisch, wenn wir uns völlig entkräftet einem starken Gegner gegenüber stellen würden.
Wenn du aber im Moment sehr kraftvoll bist und dich gut fühlst, dann kannst du diesen Weg auch gehen. Dann wäre aus meiner Sicht noch die Frage, ob sich die ganze Sache lohnt. Für mich gilt in einigen Situationen auch das Motto „Wenn man einem Esel den Kopf waschen will, vergeudet man Seife.“. Ich schaue also genau, ob die Anstrengungen zu einem Ergebnis führen können. Manchmal versteht uns unser Gegenüber einfach nicht und es wäre vergeben, wenn wir wieder und wieder versuchen würden, uns zu erklären. Er würde es dennoch nicht verstehen.
Ein weiterer Gedanke zu dieser Frage ist auch noch die Frage nach dem Preis der Lösung. Aus systemischer Sicht zahlen wir für jede Lösung einen Preis. Für das Nicht-Handeln zahlen wir ebenso einen Preis wie für das Handeln. Manchmal kann es sein, dass das Aushalten uns unseren Schlaf raubt und wir noch kraftloser werden. Dann kann das Handeln sinnvoll sein. Vor allem, wenn unsere wichtigsten Werte nicht respektiert werden, kann es besser sein, wenn wir uns für das aktive Tun entscheiden. Nichts zu tun, würde unendlich qualvoller sein. In anderen Situationen kann es auch einfacher für uns sein, wenn wir die Situation an uns vorbeiziehen lassen. Wenn du zum Beispiel große Angst hast vor dem Gespräch mit deinem Vorgesetzten, weil du Angst hast, dass du dann deinen Job verlierst, kann es besser sein, wenn du dieses Gespräch nicht führst. Für das persönliche Wachstum würde ich dir jedoch (mit wenigen Ausnahmen) den Weg in die angstbesetzte Situation empfehlen – ausreichend nützliche Ressourcen vorausgesetzt.
Manchmal sind die Situationen, die uns im Leben begegnen auch nur der Spiegel von vergangenen Themen, die wir schon lange hinter uns lassen wollten. Dann kann die aktuelle Situation eine Einladung sein, jetzt ein neues Verhalten zu lernen.